00:00:00: Bei mir kam die Praktika zu dem Ergebnis, dass ich was mit Technik und Programmieren,
00:00:04: vielleicht auch was mit ERP machen will.
00:00:06: Einfach nur, weil ich in der echten Welt damit Berührungspunkte gehabt habe
00:00:11: und nicht nur ein bisschen Theorie und Trockenübung im Studium.
00:00:14: Deshalb, wer meinen Ratschlag an alle probiert euch aus,
00:00:17: seht euch verantwortlich für eure eigene Entwicklung und Ausbildung, Weiterbildung
00:00:22: und sammelt so viel Erfahrung wie möglich und orientiert euch dann auf Basis dieser Erfahrung weiter.
00:00:29: Career to go
00:00:31: Was macht man in einem bestimmten Job?
00:00:34: Career to go
00:00:36: Wie wird man fit für die Arbeitswelt?
00:00:38: StudyDrive fragt nach.
00:00:41: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Career to go, dem Karriere-Podcast von StudyDrive.
00:00:48: Ich bin Konstanz Marie Teschner und heute sprechen wir über einen Karriereweg,
00:00:53: der alles andere als klassisch ist.
00:00:56: Von der Kunstgeschichte bis hin zur SAP-Entwicklung bei KPMG.
00:01:02: Meine Gästein heute ist Yasmin.
00:01:04: Sie ist Assistant Managerin im Bereich Financial Services bei KPMG.
00:01:10: Ihr Weg führte sie vom Elektrotechnikstudium über Kunstgeschichte und englischer Literatur
00:01:17: bis hin zur technischen Beratung.
00:01:20: Sie hat heute programmiert die individuelle SAP-Lösungen für Kunden aus dem Finanzsektor.
00:01:26: In dieser Episode wird Yasmin uns erzählen, wie sie durch Praktika ihre Begeisterung für Technik entdeckt hat.
00:01:33: Was sie an der Arbeit in der SAP-Beratung besonders fasziniert
00:01:37: und warum fachliche Vielfalt in der Arbeitswelt von heute oft ein echter Vorteil ist.
00:01:43: Yasmin, herzlich willkommen.
00:01:45: Hallo.
00:01:46: Ich freue mich, dass du da bist und deinen spannenden Karriereweg mit uns teilst.
00:01:51: Bevor wir da aber einsteigen, würde ich dich als Person gerne etwas näher kennenlernen.
00:01:56: Wie findest du das?
00:01:58: Gut, gerne.
00:01:59: Genau, dafür habe ich dir ein paar Fragen mitgebracht in unserer Kennlernrobrik "Die Fantastischen 4".
00:02:07: Nummer 1. Inspo. Welches Buch, Tool oder Denkansatz hat dich beruflich oder persönlich zuletzt inspiriert?
00:02:17: Meistens inspirieren mich Bücher oder Denkansätze jetzt nicht unbedingt selbst,
00:02:21: sondern eher das Lesen oder das Denken. Also neue Ideen, neue Theorien finde ich immer ganz spannend.
00:02:26: Egal ob sich ich sie jetzt unbedingt teile oder nicht, sondern einfach nur das Beschäftigen mit neuen Ansätzen.
00:02:33: So ein Perspektivwechsel, also sehr wichtig.
00:02:36: Gameshow. Welches ist dein Lieblingsspiel?
00:02:41: Ich spiele gerne Terraforming Mars.
00:02:43: Ist das ein Computerspiel oder was?
00:02:45: Das ist ein Brettspiel, das man alleine zu fünf spielen kann und dort besiedelt man den Mars als Planeten.
00:02:52: Und kann Ozeane schaffen, Wälder bauen, Städte errichten.
00:02:56: Das notiere ich mir auch gleich, das klingt wie etwas, das mir auch gefallen könnte.
00:03:00: Snack Attack. Ohne welchen Snack überlebst du den Arbeitsalltag nicht?
00:03:06: Ich kann mir gerne mal einen Coutinho. Das kann unsere Kaffeemaschine hier.
00:03:10: Das ist eine heiße Schokolade mit Espresso-Schorz drin. Das ist das Beste von allen Welten.
00:03:17: Nicht unbedingt der healthy Snack, aber das tut gut bei einem langen Arbeitstag.
00:03:21: Darum geht es ja auch nicht immer unbedingt.
00:03:24: Power Move. Was ist deine wertvollste Eigenschaft?
00:03:29: Ich würde sagen Ehrlichkeit.
00:03:31: Zumindest sehe ich mich gerne als eine ehrliche Person, zumindest als innere Haltung von mir aus.
00:03:36: Jeswine, vielen Dank. Ich finde, wir haben dich als Personen der Kenntgen
00:03:40: und ich habe direkt ein paar Tipps, mir mitnotiert. Win, win auf allen Seiten.
00:03:44: Ich freue mich sehr.
00:03:46: Dann können wir ins Gespräch einsteigen.
00:03:48: Du hast mit Elektrotechnik angefangen, später aber Kunstgeschichte und englische Literatur studiert.
00:03:55: Wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Mix und wie bist du dann heute in der Beratung gelandet?
00:04:01: Als ich Abitur gemacht habe, war ich mir sehr unsicher, was ich studieren sollte.
00:04:06: Ich war sehr gut in, sage ich mal, mathematischen Sachen, technischen Sachen, aber auch in Kunst und Literatur.
00:04:12: Und da habe ich mir gedacht, das erste Interessengebiet, damit kann man Geld verdienen.
00:04:16: Und habe mich erst mal für ein Elektrotechnikstudium entschieden.
00:04:19: Smart.
00:04:20: Ich habe dann aber tatsächlich im Grundstudium sehr lost.
00:04:24: Ich konnte mir nicht vorstellen, was ich damit beruflich machen will und habe dann das Studium abgebrochen.
00:04:29: Ich habe dann gesagt, wenn es das erste nicht ist, machen wir mal das zweite.
00:04:34: Nachvollziehbar.
00:04:36: Im Kunstgeschichte-Studium hatte ich dann natürlich die Krise, was mache ich jetzt danach?
00:04:40: Also Taxifahrer werden, Arbeitslos.
00:04:43: Das ist der klassische Witz in der Kunstgeschichte, dass man am Ende Taxifahrer wird.
00:04:47: Ich habe Kulturwissenschaften studiert. Ich kenne diesen Witz auch.
00:04:51: Und da musste ich mich.
00:04:53: Also da hatte ich den Druck, mich für irgendwas zu entscheiden, mich irgendwo zu spezialisieren.
00:04:58: Und habe dann angefangen, wirklich viele Praktikas zu machen.
00:05:01: Und egal, welche Praktikas ich gemacht habe, und es waren wirklich viele,
00:05:05: ich bin immer, immer in technische Aktivitäten reingerutscht.
00:05:09: Ich habe über ein Jahr in einem Antiquitätenhandel gearbeitet.
00:05:12: Dort war vor allem alles so ein Word und Excel abgebildet, also sehr, sehr unübersichtlich.
00:05:17: Und ich habe dann von mir aus mir einfach ein paar neue Sachen beigebracht,
00:05:21: eine Access-Datenbank erstellt, um das zu konsolidieren und übersichtlicher abzubilden.
00:05:25: Und das hat mir wirklich, wirklich Spaß gemacht,
00:05:28: mit Datenkonstrukten und solchen Sachen zu beschäftigen.
00:05:31: Da habe ich mir gedacht, okay, vielleicht sollte es doch nicht unbedingt jetzt ein kunsthistorischer Beruf sein,
00:05:36: nicht unbedingt Explosiv schreiben die ganze Zeit.
00:05:39: Vielleicht doch was mit Technik.
00:05:41: Das war relativ am Ende meiner Spetschlerz und Kunstgeschichte und Anglistik als Nebenfach.
00:05:46: Und ich habe mir dann sehr, sehr lange darüber nachgedacht, was ich tatsächlich machen will.
00:05:51: Also Optionen waren nochmal Erstdesign und, sage ich mal, Wirtschaftsinformatik, Informatik,
00:05:55: was komplett Technisches wieder zu studieren.
00:05:58: Eine andere Sache, ein paar von den ETCs, die ich ja noch hatte,
00:06:01: aus dem Elektrotrainigstudium zu benutzen und dann irgendwie in den Master reinzugehen,
00:06:06: der so halbtechnisch, halb irgendwas anderes ist.
00:06:10: So die dritte Möglichkeit, die ich mir gesagt habe,
00:06:12: okay, versuchst du einfach irgendwo quer einzusteigen,
00:06:14: weil Praxiserfahrung hatte ich grundlegende Technikkenntnisse habe, ich hatte ich auch.
00:06:18: Also ich konnte einigermaßen programmieren jetzt vielleicht nicht besonders gut,
00:06:22: aber das Grundverständnis, was man tatsächlich macht, wenn man programmiert.
00:06:26: Also was ist ein If, was ist ein Loop?
00:06:28: Das war vorhanden und habe mich dann auf Trainiestellen beworben, so mit Ausrichtung,
00:06:33: ERP, wenn man ist ja mit Access schon Spaß gemacht hat.
00:06:36: Und dann bin ich bei einer Beratungsgesellschaft mit dem Schwerpunkt SAP basierte Lösungen und Services,
00:06:43: insbesondere für Banken, gelandet und habe den Situation ähnlich erläutert,
00:06:49: also dass ich viel Lust habe, was zu lernen.
00:06:51: Und die haben mich aufgenommen und ich habe sehr viel gelernt.
00:06:56: Kurzer nach wurde die Beratungsgesellschaft von KPMG übernommen
00:06:59: und dann bin ich bei der KPMG eingestiegen als technische Beraterin, als Entwicklerin,
00:07:04: in dem damals neu gegründeten Bereich Financial Services Core and Finance Systems ist.
00:07:09: Das ist jetzt fast zwei Jahre her.
00:07:11: Ich habe jetzt den Jobtitel "Assistent Manager" und ich entwickel SAP Lösungen und programmiere halt die SAP Software.
00:07:20: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob alle unsere Hörer*innen wirklich wissen wer oder was SAP ist.
00:07:26: Kannst du da nochmal so ein kleines Intro geben?
00:07:30: Was ist eigentlich das Ziel dieser Software?
00:07:33: Und warum ist sie für Unternehmen so zentral wichtig?
00:07:37: SAP ist ein ERP-System, also Enterprise Resource Planning,
00:07:42: quasi eine Software für Unternehmensdatenverwaltung.
00:07:46: Du kannst damit zentral standardisiert und branchenübergreifend deine Geschäftsprozesse abbilden und deine Daten verwalten.
00:07:54: SAP wird von Banken und Versicherung benutzt.
00:07:58: Das ist der Sektor, an dem ich unterwegs bin, aber auch von vielen, vielen anderen großen Unternehmen in den unterschiedlichsten Branchen.
00:08:05: Also überall auf dem Markt ist die SAP vertreten.
00:08:09: Ich beschäftige mich, wir erwähnen primär mit den zentralen Daten, die im Bankenversicherung Förderbankenumfeld zu finden sind.
00:08:17: Und kümre mich da so Kundendaten wie Name, Adresse, Bankverbindung, Vertragsdaten, Vertragskonditionen, Förderantragsdaten, solche zentralen Geschäftsdaten.
00:08:30: Die Firma SAP bietet bereits viel Software an, um Geschäftsprozesse abzubilden.
00:08:35: Aber solche Prozesse sind nicht überall gleich.
00:08:37: Weshalb der Bedarf an kundenspezifischen Lösungen besteht und genau solche sitze ich um.
00:08:42: Viele Unternehmen, gerade in der Finanzbranche, stehen aktuell vor großen Herausforderungen, wie Digitalisierung, Regulatorik oder wachsende Datenkomplexität.
00:08:52: Wie unterstützt ihr mit euren SAP Lösungen genau an diesen Stellen?
00:08:58: Das sind drei sehr komplexe, aber auch sehr, sehr spezifische Themen.
00:09:03: Also jeder Kunde von uns ist anders gefordert, mit diesen Themen umzugehen,
00:09:07: einfach weil sehr unterschiedliche Kunden sind, sehr unterschiedliche Geschäftsprozesse, wie schon erwähnt.
00:09:12: Prinzipiell geht es uns darum, genau zu erkennen, was beispielsweise die Regulatorik fordert
00:09:17: und was der Kunde bereits hat an Systemen, an Software, an Prozessen, die sich damit decken.
00:09:23: Und darauf schließen wir dann, was müssen wir anpassen, was müssen wir neu entwickeln, wie müssen wir das umsetzen.
00:09:29: Beispielsweise kann ich hier DSG vor Ohren bringen, also wir haben alle das Recht darauf, vergessen zu werden.
00:09:35: Meistens sind es so Pima Daumen mit zehn Jahren Aufbewahrung der Daten, also deinen Namen, deine Anschrift, deine Adresse,
00:09:41: die werden in der Bank irgendwann gelöscht.
00:09:44: Da kann man sich den Projektaufbau so vorstellen, dass wir Fachexperten haben, die das Anforderungsmanagement betreiben.
00:09:52: Da geht es prinzipiell genau darum, herauszufinden, wo muss ich überhaupt hier was löschen,
00:09:57: wo sind kundenspezifische Daten, wo überall steht das Geburtsdatum, das dann gelöscht werden muss, drinnen.
00:10:03: Nach der Identifikation der kundenspezifischen Daten folgt dann natürlich die Umsetzung des Löschens.
00:10:08: Die SAP bietet dort im Standard schon sehr, sehr viel an.
00:10:11: Aber es werden nicht immer alle Sachen vor allem, die sehr kundenspezifisch sind,
00:10:16: d.h. die von irgendeinem Entwickler mal spezifisch für diesen Kunden programmiert wurden, mitgelöscht.
00:10:22: Obwohl das ein recht abstraktes Thema ist, also Löschen von Daten, DSGVO, irgendeine Regulatorik,
00:10:28: ist es, glaube ich, intuitiv verständlich, dass wenn eine Software für einen spezifischen Kunden bereitgestellt wurde,
00:10:35: die SAP das nicht wissen kann und damit auch nicht diese Daten im Standard mit löschen kann.
00:10:40: Und um das sicherzustellen, sind wir unterwegs.
00:10:43: Ein anderes heißes Thema ist derzeit die SVerhana-Transformation.
00:10:47: Prinzipiell ist SVerhana eine neue Softwareversion von SAP, die aber auch mit neuen Prozessen einhergeht.
00:10:53: Die gibt es auf dem Markt seit 2015, glaube ich, also ist auch nicht mehr die neueste.
00:10:58: Der Zeitpunkt, an dem wir jetzt sind, ist, dass in ein paar Jahren die meisten Wartungsverträge auslaufen von den Banken
00:11:03: und der Versicherung, die unsere Kunden sind.
00:11:05: Das bedeutet, die sind jetzt sehr motiviert, auf SVerhana umzusteigen.
00:11:09: Die Herausforderung dabei sind die neuen Prozesse.
00:11:14: Also die Software funktioniert nicht eins zu eins genauso wie vorher.
00:11:18: Also in den Projekten geht es dann darum, zu analysieren, wie man die bestehenden Prozesse,
00:11:23: die halt oft auch mit kundeneigener Software implementiert wurden,
00:11:27: so transformiert, dass sie mit den neuen SAP-Standardprozessen zusammenarbeiten.
00:11:32: Und wenn man die Anforderung formuliert bekommt, in dem Umfeld ist es oft,
00:11:36: ist alles soll genauso funktionieren wie vorher.
00:11:38: Das ist beispielsweise eine Formulierung, die ich recht oft gehört habe im Kontext der SVerhana-Transformation.
00:11:45: Das ist das Ziel des Ändernwenders, das sich eigentlich nicht ändern soll,
00:11:48: obwohl sich der komplette Unterbau in SAP quasi ändert.
00:11:52: Wow, natürlich. Riesenbrocken.
00:11:54: Ja, klingt nach einer großen Herausforderung, der du dich...
00:11:58: da regelmäßig stellen muss, aber so wie es wahrnimmt, ist es ja genau das, was dich auch reizt.
00:12:04: Genau, das macht Spaß.
00:12:06: Kannst du mir ein Beispiel nennen, wie ihr durch eine SAP-Implementierung oder Erweiterung
00:12:13: einen echten Mehrwert für einen Kunden schaffen konntet?
00:12:17: Prinzipiell hoffe ich, dass ich das in jedem Projekt irgendwie mache.
00:12:22: Also, dass sich irgendjemand dann am Ende freut oder zumindest weniger über SAP ärgert,
00:12:26: weniger über die Software mit der er arbeitet oder mit der sie arbeitet, ärgert.
00:12:31: In einem meiner letzten Projekte ging es um Bonitätsdaten.
00:12:35: Das bedeutet, wie kreditwürdig ein Kunde ist.
00:12:37: Die SAP bietet dafür Standardfelder, aber unser Kunde, also die Bank, braucht deutlich
00:12:44: feinere Informationen um gesetzliche Anforderungen wie Regulatoriken zu erfüllen und gleichzeitig
00:12:49: auch in der Kundenbeziehung genau feinkranular zu wissen, okay, wie ist dieser Kunde mit
00:12:55: seinen Zahlungen gibt es Ausfälle, warum, woher können wir danachsichtig sein, warum,
00:13:00: wie lange und ähnliche Auswertungen.
00:13:03: Wir haben also den SAP-Standard so erweitert, dass die Bank genau sehen konnte, ob ein
00:13:09: Kunde ein bestimmtes Risikoprofil hat oder auch nicht.
00:13:13: Also nicht nur über ein einziges Rating, sondern sehr genau an verschiedenen Kriterien aufgeschlüsselt.
00:13:20: Das klingt vielleicht ein wenig abstrakt, aber hat im Endeffekt die Wirkung, dass die
00:13:26: Fachabteilung, die mit dieser Software arbeitet, die sich damit beschäftigt, wie ist der Kunde
00:13:30: geredet, wie gehe ich mit dem um, hat der Ausfälle, dass deren Leben deutlich einfacher
00:13:36: wird.
00:13:37: Also das ist mein Ziel, wenn ich programmiere, dass kein Sachbearbeiter merkt, dass ich
00:13:40: jetzt da tausend Zahlen Kot hinzugefügt hat, sondern dass er sich freut, okay, jetzt sehe
00:13:44: ich das hier auch in der Übersicht und dann weiß ich, okay, genau so und so sieht es mit
00:13:50: dem Kunden aus.
00:13:51: Ich muss nicht 24 Fenster öffnen und mir selbst die Verknüpfung irgendwie zusammendenken,
00:13:55: sondern ich habe das übersichtlich und kann mir dann meine Schlüsse ziehen und fröhlich
00:14:00: weiterarbeiten.
00:14:01: Ich finde das gar nicht so abstrakt.
00:14:04: Du hast mir das sehr gut beschrieben und wenn ich es richtig verstehe, erleichterst
00:14:09: du damit ja nicht unbedingt nur die Arbeit eurer Kunden, also das schon auch in erster
00:14:14: Linie, aber auch deren Kunden profitieren ja davon.
00:14:19: Die Zielgerichteter ja angesprochen werden können, vielleicht früher über irgendwas
00:14:25: informiert werden können, also diese Art von Feintuning und Individualisierung, davon profitieren
00:14:32: ja wirklich Menschen auf vielen Ebenen.
00:14:35: Genau.
00:14:36: Noch mal einen kleinen Schritt zurück zu deinem Werdegang.
00:14:40: Welche Erfahrungen aus Praktika oder Nebenjobs waren für dich besonders hilfreich beim Einstieg
00:14:47: in die SAP Beratung?
00:14:49: Auf den ersten Blick wirkt das ja eher etwas bunt, aber irgendwie hast du ja die Fäden
00:14:55: doch zusammengeführt.
00:14:56: Was war da essentiell für dich?
00:14:58: Wirklich das Praktika machen und Nebenjobs zu haben.
00:15:02: Als ich Elektrotechnik studiert habe, habe ich mir nicht sehr viele Gedanken über meine
00:15:06: Zukunft gemacht.
00:15:07: Ich habe nebenbei beim Bäcker gejobbt, weil ich in der Nähe von dem Bäcker gewohnt habe
00:15:12: und war dadurch im Studium natürlich auch orientierungslos.
00:15:15: Ich hatte keine Berührungspunkte mit irgendetwas, was in einem Arbeitsalltag gleicht, den ich
00:15:21: durch das Studium natürlich angestrebt habe und konnte eigentlich gar nicht wissen, was
00:15:26: ich mal in der Zukunft machen will, weil ich gar keine Praxiserfahrung hatte.
00:15:29: Als ich Kunstgeschichte studiert habe, habe ich viele Praktika gemacht und bin, wie beschrieben,
00:15:35: als quasi IT-Betreuer in einem Antiquitätenhandel gelandet.
00:15:39: Das Praktikum war damals aufgeschrieben auf jemanden, der Künstler historischer Exposesschreib
00:15:45: und mit WordPress umgehen kann.
00:15:47: Die Weiterentwicklung kam sehr, sehr organisch.
00:15:52: Bei mir kam die Praktika zu dem Ergebnis, dass ich was mit Technik und Programmieren,
00:15:56: vielleicht auch was mit ERP machen will.
00:15:59: Einfach nur, weil ich in der echten Welt damit Berührungspunkte gehabt habe und nicht
00:16:04: nur ein bisschen Theorie und Trockenübungen im Studium.
00:16:06: Deshalb, wenn mein Ratschlag an alle probiert euch aus, seht euch verantwortlich für eure
00:16:12: eigene Entwicklung und Ausbildung, Weiterbildung und sammelt so viel Erfahrung wie möglich
00:16:18: und orientiert euch dann auf Basis dieser Erfahrung weiter.
00:16:22: Im Thema Weiterentwicklung ist auch die Kapp-EMG echt super.
00:16:25: Also ich habe sehr, sehr viele Weiterbildungsangebote, die ich immer von meinem Arbeitgeber bekomme
00:16:31: und die schaffe ich manchmal gar nicht zeitlich.
00:16:34: Bei der Kapp-EMG kann sich jeder sehr vielfältig auch weiterentwickeln.
00:16:38: Ich möchte es mir gerne noch etwas praktischer vorstellen können.
00:16:44: Kannst du mich ein bisschen mitnehmen in dein Projektalltag?
00:16:47: Also wann kommst du zum Beispiel auf ein Kundenprojekt drauf und welche Rolle übernimmst du dann
00:16:55: und wie viel direkte Zusammenarbeit gibt es dann auch mit den Kunden oder bist du da eigentlich
00:17:00: nur vor deinem Bildschirm und programmierst?
00:17:03: Das möchte ich mir gerne noch mal vor das Innere augerufen können.
00:17:07: Prinzipiell unterscheidet sich der genaue Aufbau vom Projekt zu Projekt.
00:17:12: Um Software umsetzen zu können brauchen wir am Anfang erstmal eine Anforderung.
00:17:16: Das heißt eine Definition davon was genau implementiert werden muss.
00:17:21: Je genauer desto besser.
00:17:22: Beispielsweise wenn wir ein Portal haben um unseren E-Bahn unsere Bankverbindung zu verwalten,
00:17:29: dann muss genau definiert werden was gehört da überhaupt dazu.
00:17:33: Also du möchtest deine Adressdaten verwalten.
00:17:35: Was gehört dazu?
00:17:36: Die Straße, die Hausnummer, dein Name gehört dazu.
00:17:40: Und dazu auch noch welche Prüfungen durchlaufen werden müssen um diese Daten zu validieren.
00:17:45: Beispielsweise Vorname und Nachname sollten keine Zahl beinhalten.
00:17:50: Was soll passieren wenn da jemand eine Zahl eingebt?
00:17:52: Soll dein Fehler geworfen werden?
00:17:54: Soll das automatisch berichtigt werden?
00:17:56: Bei Name und Vorname hört sich das sehr intuitiv an.
00:17:59: Aber bei Beispielen wie E-Bahn ist das ein bisschen komplizierter.
00:18:02: Beispiel wenn deine E-Bahn zu kurz ist, wenn deine Bankleitzahl zu kurz ist.
00:18:06: Soll da einfach ein paar Nullen am Anfang hinzugefügt werden?
00:18:08: Meistens ist genau das der Fall, dass da einfach die Nullen nicht mit eingetragen werden.
00:18:13: Oder sollen da irgendwelche anderen Routinen durchlaufen werden?
00:18:16: Das muss sehr genau aufgenommen werden.
00:18:17: Was wünscht sich der Kunde?
00:18:19: Da haben wir Experten dafür im Team die sich genau damit beschäftigen das zu koordinieren,
00:18:25: zu kommunizieren mit dem Kunden und für uns aufzunehmen.
00:18:28: Nächste Schritt ist dann die Entwicklung.
00:18:29: Das bedeutet, ich bekomme diese Anforderung und setze diese Anforderung um und danach wird das Ganze getestet.
00:18:36: Das sind oft genau die gleichen Kollegen, die die Anforderung aufgenommen haben aus dem einfachen Grund,
00:18:41: weil sie am besten wissen, wie genau es funktionieren soll.
00:18:44: Und so schließt sich dann der Kreis.
00:18:47: In so einer Projektkonsolation habe ich relativ wenig mit dem Kunden zu tun.
00:18:50: Da haben wir Anforderungsspezialisten, die in einem sehr großen Maße Sachen aufnehmen,
00:18:54: Anforderungen aufnehmen und an uns weitergeben.
00:18:57: Aber zum Beispiel in Projekten, wo es eher darum geht oder wo der Kunde sich wünscht,
00:19:02: eine technische Beratung zu haben, also wie kann man was am besten umsetzen technisch?
00:19:07: Da bekommen wir bereits Anforderungen, relativ klein Granular von dem Kunden.
00:19:11: Das sind nicht sehr komplexe, wie ich möchte, bitte ein neues Portal haben,
00:19:15: sondern eher kleinere Anpassung.
00:19:18: Und wenn dort Ungereimtheiten bestehen oder wir sagen,
00:19:22: okay, technisch muss da was geklärt werden, gehen wir dann direkt auf dem Kunden drauf zu.
00:19:26: Das bedeutet, es gibt Projekte, wo ich sehr wenig mit dem Kunden zu tun habe,
00:19:29: wo ich eigentlich nur mit meinem Team zusammen arbeite
00:19:32: und andere Projekte, wo ich direkt im Kundenkontakt bin die ganze Zeit.
00:19:36: Ein weiterer Schwerpunkt deiner Arbeit ist das Schnittstellenmanagement.
00:19:41: Kannst du mir erklären, was daran besonders spannend und vielleicht auch herausfordernd ist?
00:19:48: Spannend ist das für mich vor allem, weil wir Schnittstellen Spaß machen.
00:19:51: Bei dem Thema geht es prinzipiell darum, dass SAP selten das einzige System ist,
00:19:55: was bei dem Kunden im Einsatz ist.
00:19:57: Und um Prozesse zu automatisieren und Daten auszutauschen,
00:20:02: muss die Software ja mit der anderen Software kommunizieren.
00:20:05: Hier geht es beispielsweise auch wieder um eine Portaleanbindung.
00:20:09: Wir haben zum Beispiel jetzt Richtlinie, um wieder das zum Thema Richtlinien und Datenmanagement zu kommen,
00:20:15: das Onlinezugangsgesetz.
00:20:17: Das bedeutet, die Bankenversicherung sind verpflichtet,
00:20:21: grundlegende Aktion online verfügbar zu machen,
00:20:24: die ja als Kunden verfügbar zu machen.
00:20:26: Und damit die Bank das machen kann, muss das Portal ja irgendwie an SAP angebunden sein.
00:20:31: Es gibt Möglichkeiten solche Portale direkt mit SAP zu entwickeln.
00:20:36: Also du kannst Cloud-Entwicklungen machen mit SAP,
00:20:40: ist aber nicht immer die Lösung für die sich die Kunden entscheiden.
00:20:43: Und in jedem Fall muss es ja irgendwie kommunizieren.
00:20:46: Also irgendwie muss das Feld, das du in der Oberfläche befüllst, am Ende in einer Datenbank landen.
00:20:52: Und das ist prinzipiell das Thema Schnittstellenanbindung.
00:20:56: Und ich mache Spaß.
00:20:58: Das reicht mir.
00:21:00: Diese simple Beschreibung, die nehme ich ganz genauso mit.
00:21:04: Manchmal muss es ja gar nicht viel komplizierter sein.
00:21:06: Für mich ist es kompliziert genug, was du hier gerade beschreibst.
00:21:09: Aber ich höre auf jeden Fall deinen Intressismus dabei heraus.
00:21:14: Was würdest du Studierenden raten, die sich für Technik interessieren,
00:21:19: aber eben nicht aus einem klassischen Informatikstudium kommen
00:21:24: und eben auch vielleicht trotzdem in die Beratung wollen?
00:21:26: Also dein Karriereweg gehen am Ende des Tages.
00:21:30: Grundligen genau das, was ich gemacht habe.
00:21:32: Einfach ausprobieren und wenn du dir sicher bist,
00:21:35: hey, ich hätte wirklich Lust, sowas zu machen, dann einfach machen.
00:21:38: Es gibt sehr viele Quereinsteiger, die in der Beratung oder Entwicklung unterwegs sind.
00:21:43: Sind meistens eher Ingenieure, Physiker, Mathematiker als die Kunsthistoriker.
00:21:48: Aber es gibt viele Quereinsteiger.
00:21:51: Es ist grundlegend eine Branche, die sehr freundlich dem Querenstieg gegenübersteht.
00:21:56: Es liegt grundlegend daran, dass die Programmiersprache ABAP,
00:22:00: mit der ich mich beschäftige, die wird nicht an Uniskeler oder nur sehr selten an Uniskeler.
00:22:05: Das bedeutet, die Informatikstudien, die Wirtschaftsinformatikstudien,
00:22:09: die bei uns einsteigen, haben, wenn dann auch nur eine sehr rudimentäre Vorstellung
00:22:14: von der Programmiersprache, die wir benutzen.
00:22:17: Und wir haben Strukturen, mit denen man das lernen kann.
00:22:21: Da gehören auch bräuchliche Spezifika dazu.
00:22:23: Das ist auch nicht was, was jeder Informatikstudent,
00:22:26: vielleicht die Wirtschaftsinformatiker, dann eher unglaublich viel im Studium hat.
00:22:31: Das bedeutet die interne Weiterentwicklung, die interne Weiterbildung,
00:22:35: die ist bei uns organisiert.
00:22:37: Wir können lernen, du hast mehr zu lernen als Quereinsteiger.
00:22:40: Das sollte jedem klar sein, dass man ohne Informatikstudium
00:22:44: in der Entwicklung mehr zu lernen hat als mit Informatikstudium.
00:22:47: Aber es ist was, was man lernen kann.
00:22:51: Und ich habe super Kollegen, bei uns steht keiner alleine da.
00:22:54: Wir unterstützen uns gegenseitig und helfen einander.
00:22:58: Jesmin, danke für dieses offene und inspirierende Gespräch.
00:23:03: Ich fand es unglaublich spannend, wie du dann ganz eigenen Weg gegangen bist,
00:23:08: eben von der Kunstgeschichte zum Code sozusagen und dabei so viel Neugier,
00:23:13: Mut und Klarheit mitgebracht hast.
00:23:16: Und ich muss sagen, ich konnte mich an vielen Stellen richtig gut in deine Story hineinfühlen
00:23:21: und fand es total empowernd zu hören, wie du dich in der Tech-Bad positioniert hast
00:23:27: und das eben ohne den klassischen Hintergrund.
00:23:30: Vielen, vielen Dank.
00:23:32: Danke, mich gefreut.
00:23:34: Liebe höhere Innen, wenn euch diese Folge gefallen hat,
00:23:38: dann abonniert "Create to Go".
00:23:40: Teilt die Episode mit anderen, die sich vielleicht auch gerade fragen,
00:23:44: ob sie technisch genug sind und lasst euch von mehr Karriere-Stories inspirieren.
00:23:51: Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und auf Wiederhören.
00:23:55: [Musik]